Interview mit Else Jakesch
Else Jakesch
Geburtsjahr: 1930
Einschulungsjahr: 1936
Wohnort in der Schulzeit: Kocherstetten
Schulzeit: Unterklasse (1.-4. Klasse)
und Oberklasse (5.-7. Klasse)
1. Welche Erinnerungen hast du an deine Schulzeit in Kocherstetten?
Ab der 3. Klasse hatten wir oft Lehrerwechsel, da diese eingezogen wurden um im Krieg zu kämpfen.
Es gab zudem kaum Lehrerinnen. Es gab Schläge für schlechtes Benehmen, mit dem Zollstock auf die Hand. Ein Lehrer war dabei, der im 1. Weltkrieg kämpfen musste, vermutlich durch sein Trauma hat er immer an die Ohren geschlagen bis diese rot waren.
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2. Woran denkst du gerne zurück, woran denkst du nicht so gern zurück?
Die Klassengemeinschaft war gut. Die Schüler aus den Höhendörfern mussten immer in die Schule laufen, da hatten wir es deutlich besser. Vor allem im Winter oder bei schlechtem Wetter. Manchmal haben wir die Schüler aus der Höhe auch mit nach Hause genommen. Dort konnten sie was essen und sich aufwärmen bzw. Kleider trocknen.
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3. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag?
Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Soweit ich weiß war das nichts Besonderes. Erster Schultag: ab in die Schule.
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4. Wie war der Schulweg?
Sehr kurz, vom Gasthaus Adler in die Schule.
5. Wie viele Autos gab es in deinem Ort?
Vor dem 2. Weltkrieg hatte niemand in Kocherstetten ein Auto. Nach dem Krieg gab es einen PKW.
6. Wo fand der Sportunterricht statt?
Am Sportplatz also der Mühlwiese. Im Winter entweder in der Schule oder er fiel aus.
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7. Hattest du viel Zeit zum Spielen? Was für Spiele hast du gerne gespielt? Hattest du viel Spielzeug? Welches Spielzeug war dir das liebste?
Zuerst mussten wir natürlich immer lernen. Dann kam meine Freundin oft zum Spielen. Im Sommer ging es meist an den Badeplatz. Spielzeug hatten wir nicht so viel – war aber ok.
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8. Welche Pflichten hattest du in der Familie?
Ich musste beim Spülen helfen, Kartoffeln aus dem Keller holen, Holz auffüllen und bei der Gartenarbeit helfen. Im Haushalt helfen war zu dieser Zeit selbstverständlich für Kinder.
9. Was war in deiner Kindheit ganz anders als heute?
Es gab auch Ferien, die nach der Ernte gerichtet waren, so konnten die Kinder helfen. Als der Krieg zu Ende war, brachten die Amerikaner fast täglich Kakao in die Schule, das nannte man dann Schulspeisung.
10. Welche besonderen Ereignisse oder Bedingungen gab es in deiner Schulzeit?
Der 2. Weltkrieg war schon einschneidend. Ab 1940 war es Pflicht täglich den Wehrmachtsbericht in der Zeitung zu lesen.
Außerdem gab es im Winter keine Schule, es wurde auch Kohleferien genannt. Es gab schlichtweg keine Kohle um die Schule zu heizen, dann waren eben Ferien.
Als es dem Ende des Krieges zu ging, ab Jan. 1945 war dann gar keine Schule mehr. Viele Männer waren fort, daher mussten die Kinder mehr zu Hause mithelfen und dann z. B. auf kleinere Geschwister aufpassen, sogar mit erziehen.
Zu Kriegsende waren Amerikaner 4 Tage im Haus. Grund: Sie hatten beim Angriff auf Kocherstetten meine Oma angeschossen. Ihnen tat dies so leid, dass sie sich im Hof mit eingebracht hatten. Einer war Farmer und hat dann die Kühe gemolken. Sie holten dann immer Kaffee und Schokolade, was die Alliierten mitgebracht hatten.
11. Gibt es noch etwas, woran du dich besonders gerne oder ungern erinnerst?
Wenn man nicht viel lernen musste, war es immer toll (lacht). Was blöd war, durch den ständigen Lehrerwechsel wurden Themen immer wieder von vorne begonnen.
Es gab mal einen Lehrer aus Stuttgart (Hr. Nestle), der war von Montag bis Freitag zu Gast im Adler. Freitags fuhr er dann mit dem Postauto (Bus) nach Künzelsau, von dort mit dem Zug nach Waldenburg, weiter nach Heilbronn, wo er jeweils umsteigen musste und dann nach Stuttgart. Für ihn war dies sehr aufwendig, aber er hatte es gern für uns gemacht. Des Weiteren haben wir oft unser Vesper getauscht, daran erinnre ich mich auch noch gut.
Wer eine Kutschfahrt erleben wollte, konnte dies in Kocherstetten tun
Der Kutscher war Herr Höhnke, im Hintergrund ist der Gasthof Adler, das Elternhaus von Else Jakesch, zu sehen
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Aufnahme um 1970