
Irma Blank, Mäusdorf,
Schulzeit in Kocherstetten von 1950 bis 1958
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Erinnerungen an den Schulweg
Wir Mäusdorfer hatten einen ca. 3 km langen Schulweg. An Leos Haus, etwa in der Ortsmitte, war unser morgendlicher Treffpunkt. Je nach Wetter und Temperaturen konnten wir folgende Wege wählen:
In erster Linie benutzten wir das befahrbare Gemeindeverbindungs-Sträßchen, zur Hälfte bewaldet. Bei großer Hitze benutzten wir auch gerne den Waldweg unterhalb des Schlossberges, des Heiligenbaches entlang. Als dritte Möglichkeit bot sich die „Totensteige“ an, ein ziemlich steiler Höhenweg, eher ein Pfad, hinunter nach Kocherstetten. Im Winter, bei festgefahrener Schneedecke, banden wir 2-3 Schlitten aneinander. Einer saß als Steuermann vorne auf dem Schlitten und steuerte mit seinen Schlittschuhen die „Karawane“… es war stets eine Riesengaudi !!!
Wir Auswärtige kamen überwiegend „frisch und hellwach“ (Aussage eines Lehrers) in der Schule an, dank der morgendlichen Temperaturen …! Nasse Kleidung durften wir um den großen, schwarzen Ofen im Schulzimmer aufhängen.
Der Nachhauseweg, stets bergauf, war natürlich mühsamer. Bei gutem Wetter legten wir unter bestimmten Bäumen eine Pause ein, dabei begannen wir manchmal schon mit den Hausaufgaben, denn miteinander machte die Sache mehr Spaß.
An manchen Tagen war auch nachmittags Unterricht. Im Gasthaus „Ochsen“ bei Dauners konnte man, natürlich gegen Bezahlung, eine leckere Suppe essen.
Damals machte man sich keine großen Gedanken, Kinder einen 3 km langen Schulweg alleine gehen zu lassen. Es war die Normalität…
Doch ein Ereignis muss ich noch erwähnen:
Ein Unbekannter versteckte sich oberhalb des Weges, an einem Hang in einem Gebüsch und rüttelte heftig am Geäst. Wir starrten gebannt alle nach oben, der Puls wurde heftig, wir bekamen Angst. Doch sehen konnten wir ihn nicht. Eilig rannten wir nach Hause und erzählten es unseren Eltern. Unternommen wurde aber nichts!!!
Von da an wurde es mir an dieser Stelle immer etwas mulmig.
Mit meinen 3 Weggefährten, es waren Leo, Hermann und Willi, verstand ich mich recht gut. So richtig gestritten haben wir uns eigentlich selten. Wir brauchten einander auf dem langen Schulweg.
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Ernsbach, den 15. Juli 2020