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Reinhold Bader, Erinnerungen an die Schulzeit in Kocherstetten, 1952-1960

Reinhold Bader am Tenorhorn bei der  Fer

Reinhold Bader, Geburtsjahr: 1946
Einschulungsjahr: 1952,

Schulzeit: 1. bis 8. Klasse
Wohnort: Kocherstetten

1. Welche Erinnerungen hast du an deine Schulzeit in Kocherstetten?
An meine Schulzeit von Frühjahr 1952 bis Frühjahr 1960 habe ich gute Erinnerungen. Es gab in unserem damals noch landwirtschaftlich geprägten Kocherstetten keine sozialen Unterschiede – wir hatten alle „gleich viel – oder gleich wenig“. Einen materiellen „Neid“ gab es nicht.


2. Woran denkst du gern zurück, woran denkst du nicht so gern zurück?

Gerne denke ich an unsere Wanderungen zurück, z.B. nach Tierberg oder in unsere Nachbarorte. Sehr gefreut habe ich mich über unsere Tagesausflüge an den Neumühlsee, den Ebnisee und in die Wilhelma nach Stuttgart. In den 1950er Jahren war das Verreisen nicht so einfach wie heute, wir waren noch nicht so mobil.

Ein jährlicher Höhepunkt war in unserer Schule der Elternabend, an dem alle gemeinsam musiziert haben und ein Theaterstück von den Schülern aufgeführt wurde.

Eine willkommene Abwechslung im Schulalltag war das Arbeiten auf dem Schulacker. Mitte der 1950er Jahre durfte die Schule mit Unterstützung der Gemeinde und des damals existierenden Heil- und Gewürzpflanzen-Anbauvereins Kocherstetten einen Acker in der Nähe des Wasserreservoirs bewirtschaften. Es wurden hauptsächlich Malven und Ringelblumen angebaut. Der Ertrag kam der Schulkasse zugute.

Nicht so gerne denke ich an das samstägliche Schulkehren zurück. Die einzelnen Klassen wurden eingeteilt, die Straße vor der Schule und den Schulhof zu kehren. Oft gab es Schwierigkeiten, da ich zur gleichen Zeit in der elterlichen Landwirtschaft mithelfen musste.

3. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag?

Eigentlich nicht. Der erste Schultag hatte damals nicht die Bedeutung wie heute. Eine Schultüte kannte ich nicht.

4. Wie war der Schulweg?

Der Schulweg war für mich ein alltäglicher Weg. Die Schule war nur ca. 100 m von meinem Elternhaus entfernt in der damaligen Keltergasse, heute Mäusdorfer Straße.

5. Wie viele Autos gab es in deinem Ort?

Zu Beginn meiner Schulzeit gab es nur eine „Handvoll“ Autos im Ort. Es gab allerdings viele Motorräder, was sich zum Ende meiner Schulzeit zugunsten der Autos stark verändert hat.

6. Wo fand der Sportunterricht statt?

Zum Sportunterricht gingen wir anfangs an den „alten Kocher“. Dort konnten wir Weit- und Hochsprung üben. Beim Fußballspielen mussten wir den Ball öfters aus dem Kocher fischen. Zum Ende meiner Schulzeit gingen wir zum Sport auf die Wiese beim heutigen Badeplatz. Der Kurzstreckenlauf (75 oder 100 m) wurde in der Keltergasse (heute Mäusdofer Straße) durchgeführt, manchmal aber auch auf der Straße Richtung Weilersbach. Der wenige Verkehr hatte dies damals zugelassen.

7. Hattest du viel Zeit zum Spielen? Was für Spiele hast du gern gespielt? Hattest du viel Spielzeug? Welches Spielzeug war dir das liebste?

Viel Zeit zum Spielen hatte ich nicht. Die Zeit richtete sich nach der Arbeit in der elterlichen Landwirtschaft und war abhängig von der Jahreszeit. Als Spielzeug hatte ich ein kleines elektrisch angetriebenes Auto und ein Tischfußball „Tipp-Kick“. Mehrere Spielzeuge haben wir uns selbst gebastelt. Wir hielten uns, wenn möglich im Freien auf, dort spielen wir Fangen, Verstecken usw.

Das liebste Spielzeug war mir mein altes Fahrrad, an dem ich selbst viel geschraubt habe.

8. Welche Pflichten hattest du in der Familie?

Zum Ende meiner Schulzeit musste ich im Stall und auf dem Feld mithelfen, was nicht immer gern geschah. Andere Mitschüler konnten z.B. im Sommer zum Baden gehen, ich musste auf das Feld. Im Frühjahr und im Herbst habe ich, wie meine Schulkameraden auch, bei den großen Bauern in Mäusdorf, Vogelsberg und Rüblingen beim Rübenhacken, bei der Kartoffel- und Rübenernte mein erstes eigenes Geld verdient. Dies waren am Anfang 50 Pfennige und später dann 1,00 DM am Nachmittag. Darauf war ich sehr stolz.

Die Hausaufgaben für die Schule mussten dann am Abend erledigt werden.

9. Was war in deiner Kindheit ganz anders als heute?

Wir hatten, trotz allem Mithelfen in der Landwirtschaft, mehr Freizeit als heute, um unseren Ort und die Gemarkung zu erkunden.

10. Welche besonderen Ereignisse oder Bedingungen gab es in deiner Schulzeit, zum Beispiel Nachkriegszeit, Mondlandung, ... ?

Das besondere Ereignis war die Fußballweltmeisterschaft 1954. Leider gab es im Ort noch keinen Fernseher. Zur WM 1958 gab es einen Fernseher in der Gaststätte Maier in Künsbach. Dorthin sind wir gewandert, um das Fußballspiel Deutschland gegen Irland zu sehen. Eine Besonderheit im Vorprogramm war der Auftritt des damals weithin bekannten Sing- und Spielkreis Garnberg.

Der Auftritt vom Sing-und Spielkreis Garnberg (mit Orchester und Tanzgruppe) war eine Liveübertragung direkt vor Spielbeginn aus dem Stadion in Malmö. Der damalige Lehrer (1952-1964) und spätere Schulleiter in Kocherstetten, Willi Braun mit Ehefrau Gretel, waren in dieser Gruppe sehr aktiv und haben die Reise zusammen mit Herrn Hubert Arnold senior, damals Lehrer in Garnberg, organisiert. Durch Willi Braun gab es enge Kontakte zur Schule nach Garnberg. Der Spielkreis Garnberg ist mehrmals auch im Schulhof in Kocherstetten aufgetreten.

Drei Jahre später, am 17.12.1961, war ein Fernsehteam des SDR in Kocherstetten, um Aufnahmen zu weihnachtlichen Bräuchen auf dem Land zu machen. Der Posaunenchor hat mitgewirkt. Natürlich wurde ein Teil im Fernsehen gesendet. Während der Fernsehsendung wurde ich fotografiert.


11. Gibt es noch etwas, woran du dich besonders gern oder ungern erinnerst?

Gerne denke ich an meine Schulzeit zurück, vor allem an den Musikunterricht. Es wurde sehr viel gesungen und musiziert. Wer wollte, durfte ein Musikinstrument spielen. So kam ich dann zum Posaunenchor.

Die Bilder der Galerie wurden von Guido Doberstein aufgenommen uns zur Verfügung gestellt.

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